Wieder einmal Wahlsonntag

Wieder einmal Wahlsonntag

«Carte blan­che» der Volksstimme vom 24. Oktober 2023

Der 22. Oktober 2023, der Tag der National- und Ständeratswahlen ist nun endlich da. Und ich darf an diesem historischen Tag wieder einmal meine «Carte blanche» abliefern. Darum sitze ich vor meinem Computerbildschirm und schenke dem Fernsehbildschirm und meinem Smartphone sowie den stündlichen Updates aus dem Radio etwas weniger Beachtung. Ich begebe mich auch nicht nach Liestal und mische mich unter all die, die im kantonalen Wahlzentrum in den unterschiedlichsten Gemütslagen auf die immer konkreter werdenden Resultate warten oder sie bereits feiern oder beweinen. 

Wahlen sind der Dreh- und Angelpunkt einer funktionierenden Demokratie. Deshalb ist es auch zentral, dass sie nach den geltenden Gesetzen und Bestimmungen durchgeführt werden und die Bevölkerung am Schluss den Ergebnissen der Wahlen vertrauen kann. Das sollte zwar eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber nicht. Bei den weltweit – teilweise gar nicht so weit von der Schweiz weg - durchgeführten Wahlen gehört es leider an vielen Orten zum traurigen Spiel, dass mit dem Feststehen der Wahlergebnisse die Diskussionen losgehen oder sogar losgehen müssen, ob die Ergebnisse wirklich das wiedergeben, was die Wählenden als Wille in die Urne gelegt haben. Wurde beim Auszählen manipuliert, wurden sogar Kandidaturen verhindert oder die Stimmabgabe verunmöglicht?

Wir dürfen uns glücklich schätzen, in einem Land zu leben, in dem sich die demokratischen Prozesse auf die demokratisch ausgehandelten Gesetze stützen. Wir können vertrauen, dass alles dazu getan wird, dass bis am Wahlabend für jede kandidierende Person und jede Liste die korrekten Werte ermittelt und zugewiesen werden und die richtigen Gewählten feststehen. Dies ist bei schweizweit 5909 Personen auf 618 Listen allein für die Nationalratswahlen eine beachtliche Herausforderung.

Ich konnte heute Vormittag in unserer Gemeinde miterleben, wie mit grosser Organisation und Konzentration die Mitglieder des Wahlbüros und die Mitarbeitenden der Verwaltung an ihrer Arbeit waren: Über Stunden wurde hier begrüsst, kontrolliert, gestempelt, sortiert, geschrieben, abgelesen, eingetippt, bestätigt, gezählt, gewogen, gebündelt, gedruckt, plausibilisiert, gelistet, verschickt… Alles Mögliche wurde getan, um dem kantonalen Wahlzentrum rechtzeitig korrekte Daten aus unserer Gemeinde melden zu können. Ähnlich – mal im kleineren, mal im wesentlich grösseren Rahmen - wird es in jeder der über 2000 Gemeinden und Städte in unserem Land ausgesehen haben.

Wenn ich hier mit dem Schreiben meiner «Carte blanche» fertig bin, werde ich mich mit den Wahlergebnissen aus dem Baselbiet und den anderen Kantonen befassen. Ich werde mich über einzelne Resultate freuen und über andere enttäuscht sein. Sicher ist: Das neu gewählte Parlament wird vor grossen Herausforderungen stehen. Ich wünsche unseren Parlamentarierinnen und Parlamentariern in National- und Ständerat die Fähigkeit und die Bereitschaft zum Dialog und die Weisheit für die richtigen Entscheidungen.

 

Peter Gröflin, Gemeindepräsident Gelterkinden, EVP

Etwas Riesiges geschafft

Etwas Riesiges geschafft

«Carte blan­che» der Volksstimme vom 14. Juli 2023

Gut Ding will Weile haben. Ob durch ein Amt involviert oder als interessierte Einwohnerinnen oder Einwohner: Wer in der Politik unterwegs ist, kommt kaum umhin, früher oder später auf dieses Sprichwort zu verweisen. Sei es als Mutmacher vor oder in einem langwierigen Lösungsfindungsprozess. Oder als Statement, dass sich der viele Aufwand für die gefundene Lösung gelohnt hat. Schliesslich formuliert das Sprichwort eine alte Volksweisheit. Viele Dinge müssen reifen, brauchen Zeit und Musse, um gut zu werden. Doch nicht immer ist diese Einsicht oder die Geduld vorhanden. Nicht selten hört man gebetsmühlenartig, dass die Gesetzmühlen (zu) langsam mahlen. Das haben wohl einige in Vereinen Engagierte auch schon erfahren. Zum Beispiel beim Ausarbeiten von Statuten oder Organisieren eines Anlasses. Auch ich muss in meinen verschiedenen Rollen immer wieder viel Geduld, Weit- und Zuversicht aufbringen, um bei der Umsetzung eines Anliegens nicht mittendrin desillusioniert oder frustriert aufzugeben.
Einen über zehnjährigen Bogen von Initialisierung bis Umsetzung erleb(t)e ich hautnah in der Kirchenpolitik. Seit 2017 bin ich Präsidentin der Synode, dem kantonalen Kirchenparlament der evangelisch-reformierten Kirche Baselland (ERKBL). Diesen Juni konstatierte ich nach der einstimmigen Absegnung der neuen Personal- und Besoldungsordnung (PBO) erfreut: «Wir haben noch einmal etwas Riesiges geschafft». Als ich 2013 Synodale wurde, hatten wir die Durchführung einer Visitation ausgelöst. Nach standardisierten Austauschen mit allen Kirchgemeinden fasste ein Visitationsbericht Feststellungen und Empfehlungen zur weiteren kirchlichen Entwicklung zusammen. Unter anderem gab dies Anstoss zur Überarbeitung der gesamten Gesetzesgrundlagen. In der Folge erhielt die ERKBL eine neue Verfassung, sowie untergeordnet Kirchenordnung, Finanzordnung sowie PBO. Nachfolgende Dekrete und Reglemente führen bei Bedarf übergeordnet festgelegte Punkte noch exakter und für den gelebten Alltag verständlich aus. Schliesslich sollen die gesetzlichen Strukturen ein geordnetes und friedvolles Zusammenleben unterstützen.
Für eine Änderungen konnte ich die Brücke von der kirchlichen zur weltlichen Politik schlagen. Denn die Kirchenverfassung als oberstes Regelwerk der ERKBL untersteht wiederum dem kantonalen Kirchengesetz. Dieses verlangte in einem Passus die namentliche Auflistung aller Kirchgemeinden in den jeweiligen Verfassungen ihrer Kantonalkirchen. Neugründungen und Aufhebungen, respektive Fusionen von Kirchgemeinden hätten somit jedes Mal eine Verfassungsänderung benötigt. Dank des Vorstosses müssen in den Verfassungen nur noch die demokratisch sauberen Prozesse für Gebietsänderungen erwähnt sein. Das schafft den staatlich anerkannten Kirchen gewichtige Steine aus dem Weg zur Fusion oder Neugründung. Mehrere reformierte Kirchgemeinden im Oberbaselbiet nehmen dies bereits auf und streben zur Bündelung ihrer Kräfte und Vertiefung der bereits engen Zusammenarbeit konkret den Weg der Fusion an. Mögen sie am Ende positiv konnotiert sagen: Gut Ding will Weile haben. 

Andrea Heger, Gemeindepräsidentin und Landrätin EVP, Hölstein

Schnee und Trinkwasser

Schnee und Trinkwasser

«Carte blan­che» der Volksstimme vom 9. März 2023

Ich bin immer etwas vorsichtig mit dem Urteil, dass die Zeiten, die Verhältnisse oder die Zustände, wie wir sie heute erleben, noch nie so schlimm, schlecht oder kompliziert waren. Es scheint mir, dass wir dabei oft vieles vergessen, was wir vielleicht von unseren Grosseltern oder im Geschichtsunterricht erzählt bekommen haben. Zudem hatten wir noch nie so viele Möglichkeiten, uns selbst ein Bild der Gegenwart und der Vergangenheit hier bei uns oder irgendwo auf der Welt zu verschaffen.

Dennoch gibt es Momente, in denen es doch glaubwürdig erscheint, dass die aktuellen Zustände noch nie oder noch selten so dagewesen sind. So ist es mir ergangen, als ich vor wenigen Tagen im Oberengadin im Postauto dem Silvaplanersee entlang gefahren bin. Schräg neben mir sass eine ältere einheimische Frau, die mit besorgtem Blick und leichtem Kopfschütteln auf den See hinübersah, der von schwarzgrauem Eis bedeckt war, das erst noch an diversen Stellen von kleinen Wasserflächen unterbrochen war. Nach einer gewissen Zeit meinte sie, so habe sie den Silvaplanersee und die Umgebung Ende Februar noch nie gesehen. Dort, wo sich um diese Zeit normalerweise hunderte Menschen wandernd und langlaufend über die weisse Schneedecke des gefrorenen Sees bewegen, waren nun nur einige wenige Wagemutige zu Fuss oder auf Schlittschuhen auf dem Eis unterwegs. Auch neben dem See verdrängte zunehmend grün und braun das übliche winterliche Weiss. Der Schnee, der hier schon einige Tage ohne Nachschub lag, wurde in den letzten Wochen von den warmen Temperaturen und der immer stärker werdenden Sonne weggezehrt. Dieser Mix von äusserst bescheidenen Niederschlagsmengen und seit Wochen warmen Temperaturen tagsüber - zum Teil sogar nachts -, muss den Tourismusverantwortlichen Sorgen bereiten. Er hält aber auch das Organisationskomitee auf Trab, welches hier am 12. März als Abschluss von verschiedenen Langlauf-Wettkämpfen den Engadin Skimarathon mit über 10'000 Teilnehmenden durchführen will. Auf welchen Wegen dieses grosse Feld von Maloja nach S-chanf gelangen soll? Wir werden es sehen.

Der spärliche Schnee und die warmen Temperaturen beschäftigt aber nicht nur den Tourismus und die Sportveranstalter. Das Engadin gilt auch als Wasserschloss. Die Grundlage für eine ausreichende und sichere Trinkwasserversorgung dieser Region wird im Winter gelegt. Dafür ist es wichtig, dass mit der Schneeschmelze reichliche Reserven in den natürlichen Grundwasserreservoirs gespeichert werden können.

Die Wasserversorgung im Oberbaselbiet ist logischerweise nur untergeordnet von den regionalen Schneefällen abhängig. Aber auch unsere Quellen und Grundwasserströme reagieren auf die Niederschlagsmengen und deren Verteilung über das Jahr und die wiederkehrenden längeren Trockenperioden. Die klimatischen Veränderungen fordern deshalb auch die Wasserversorgungen in unserer Region zunehmend heraus. Es braucht von uns allen verstärkt einen verantwortungsvollen und sorgsamen Umgang mit unserem kostbaren Trinkwasser.
 

Peter Gröflin, Gemeindepräsident Gelterkinden, EVP

Der Baselbieter-Sonntags-Krimi

Der Baselbieter-Sonntags-Krimi

«Carte blan­che» der Volksstimme vom 17. Februar 2023

In den letzten Jahren sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen, die Krimis, welche in Schweizer Orten spielen und es gibt namhafte Autoren dazu. Ich persönlich finde sie sehr unterhaltsam und da ich die Örtlichkeiten manchmal gut kenne, etwas Besonderes.

Am 12.2.2023 jedoch gab es im Baselbiet ein Krimi ganz besonderer Art. Der Wahl-Krimi! Die Spannung war riesig bis um fünfzehn Uhr klar war, wer einer der «Täter» ist. Super, wenn die Auflösung eines so von längerer Hand geplanter Zeit «Coups» innert mehreren Stunden gelingt. Und dies bei unwahrscheinlich vielen Involvierten! Der «Täter» war geständig am Kaminfeuer und mit viel Aufwand diese Absichten verfolgt zu haben und schien unendlich erleichtert! Seine «Mittäterschaft» outete sich in Freude und bekannte sich im Sinne der Anklage schuldig. Die vier anderen «Haupt-Täter» wurden auch ermittelt und man könnte sagen, so hat sich «die Spitze» herauskristallisiert.
Dann gab es noch einen weiteren Fall mit viel mehr Täterschaft, welchen es aufzulösen galt. Über 33% der Bevölkerung vom Baselbiet war engagiert um dies auch möglich zu machen. Dies erforderte vor allem in diversen ländlichen «Kommissariaten» etwas mehr Zeit, was den Fall etwas verzögerte. Schlussendlich war aber klar; man hatte sie alle gefunden und eingeteilt.

Da gab es die grösste Gruppe von 21 «Täterinnen und Täter», welche beschuldigt werden weniger Stau für einen sicheren Verkehrsfluss, mehr Saft für eine sichere Energieversorgung, mehr Schweiz für eine sichere Selbstversorgung, mehr Goethe weniger Faust, für einen sicheren Heimweg, mehr Berufslehren, für eine sichere Zukunft im Arbeitsmarkt zu wollen und dies alles bei weniger Steuern für einen sicheren Abzug der Krankenkassenprämie! Man staune und nun finde ich es gut, dass sie verurteilt wurden dies alles umzusetzen. Leider verloren sie in der Hitze des Gefechtes die Figur für die «Spitze», aber sie werden es meistern.
Dann gab es die zweitgrösste Gruppe mit 20 «Verurteilten», welche sich für den «Hauptcoup» ein Zweier-Ticket gelöst hatten, aber einer nicht ankam; Ansonsten hegen sie aber durchaus gute Absichten wie, dass sie für Alle statt für wenige da sind; Partei ergreifen; Kaufkraft stärken; Wohnraum schaffen; Klima schützen; Wohnen für alle besorgen; Soziale Sicherheit für alle gewähren und hierbei noch nachhaltige Verkehrspolitik betreiben. Da gibt es viel zu tun und auch sie wurden zu Taten verurteilt.

Zum Glück wurden aber noch weitere 17 Personen ermittelt, welche sich als zuverlässig liberal bekennen, den Baselbietern Freiheit und Selbstverantwortung und Selbstbestimmung zugestehen, positiv in die Zukunft schauen, für Herausforderungen wie Stromkrise, zeitgemässe Bildung und wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Lösungen finden. Das Rezept bringen sie auch mit, sie handeln finanzpolitisch konsequent und zuverlässig liberal. Da sie vorwärts gehen, wurden sie direkt abgeführt und dürfen nun heute und morgen zuverlässig sein; mit dem liberal wird es da schon schwieriger. Aber dazu haben sie eine erfahrene Person an der «Spitze», welche sich bei der «Festnahme» auch zu denselben Zielen bekannte.
Weiter wurden dann noch 12 Menschen entlarvt, welche die «Ermittlerschaft» mit der Aussage «Wer etwas verändern will, wählt grün» fast etwas erpresst hat. Deshalb vermute ich sind einige «Mittäterinnen und Mittäter» auch nicht gefunden worden. Jedoch haben sie seit 40 Jahren wirklich viele gute Dinge für das Baselbiet im Sinn. Vielleicht haben es viele nicht verstanden, weil es zum Teil einen englischen Titel hatte? Zum Glück haben auch sie noch eine erfahrene Leitfigur an der «Spitze».

10 Personen mussten dazu stehen, dass sie das Baselbiet zusammenhalten wollen (wusste gar nicht, dass es auseinanderfällt), aber zehn Personen erscheinen mir doch etwas wenig. Sie wurden verurteilt! Ich hoffe sie überanstrengen sich nicht! Jedenfalls gibt es zu ihrer Entlastung noch eine erfahrene Person an der «Spitze», welche genug Position hat, um zu helfen.
Dann sind noch die 6 «Täterinnen und Täter», welche sich bewusst sehr angestrengt haben noch welche ins Boot zu holen, um die Lebensgrundlagen zu schützen, mit Europa zu handeln, intelligent zu investieren, die Digitalität und Mobilität zu vereinen und den Unternehmergeist zu stärken. Da dies viel zu tun gibt, wurden sie unmittelbar «verhaftet». Leider konnte die Person für die «Spitze» das Ziel nicht erreichen, stand in die Reihe der 6 Personen und kam mit einem Verdacht davon.
Ja, und dann ertappte das Ermittlungsteam noch 4 Personen, welche aus Leidenschaft für Mensch und Umwelt seit 100 Jahren brückenbauend ihre Taten preisen, was ich schon etwas beängstigend finde, weil sie dazu fast unerkannt mittendrin in der Gesellschaft und im politischen Spektrum unterwegs sind. Aber da sie schon bei den Ermittlungen vom ersten «Coup» gefasst wurden, ging es ein wenig unter in der Menge.

So bin ich sehr dankbar für diesen «Super-Krimi-Sonntag» und freue mich, haben wir genügend «Ausserwählte Täterinnen und Täter» welche für’s Baselbiet vo morn «gefunden» wurden!   

Charlotte Gaugler, Gemeindepräsidentin, EVP, Lampenberg